"Jetzt gehörst Du zur Familie!" - Aufnahmerituale bei SEK, MEK und BFE

von Fred Kowasch

So langsam sickern sie durch - Details zu den Aufnahmeritualen in der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) Dresden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wieder einmal in Sachsen. Aber auch andere Polizeispezialkommandos gerieten in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit. Ekelerregende Praktiken bei der Aufnahme neuer Mitglieder in - sogenannten - geschlossenen Einheiten gab (und gibt es wohl) immer wieder. Wie bei der Bundeswehr, bei Studentenverbindungen, beim Sport. Eine Recherche aus dem Graubereich des Lebens.

Eine 'Kleine Anfrage' der sächsischen Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Die Linke) machte sie öffentlich: Praktiken, die bei der Dresdener BFE-Einheit herrschten. Da ist die Rede von einem Aufnahmeritual, welches - unter anderem - darin bestand, dass ein aufgesetzer Motorradhelm mit Desinfektionsmittel besprüht und anschließend angezündet worden sein soll. "Jetzt gehörst Du zur Familie!" Weitere Details dazu gibt es im unten stehenden Artikel, bzw. im Originaldokument aus dem Sächsischen Staatsministerium des Inneren. 

Bereits vor drei Jahren machte ein Vorgang beim Leipziger Mobilen Einsatzkommando (MEK) Schlagzeilen. Auch hier ging es um ein sogenanntes 'Aufnahmeritual'. Von zwei Neumitgliedern. "Dabei soll einer der beiden mit mehreren Schüssen aus einer polizeilichen Übungswaffe für Simunition getroffen und verletzt worden sein." Heißt es in einer Presseerklärung der Generalstaatsanwaltschaft Dresden. Insgesamt wurde hier gegen 25 Personen ermittelt.

"Polizeivollzugsbeamte in Spezialeinheiten, wie zum Beispiel MEK, SEK sowie GSG9 sehen sich in ihrem Tätigkeitsbereich als Elite im Vergleichsfeld der Polizeivollzugsbeamten insgesamt."

So steht es in einem Aufsatz der Kriminalpolizeilichen Zeitschrift (KriPoZ) zum Fall in Leipzig. Beim Kölner Sondereinsatzkommando (SEK) - zum Beispiel - wurde 2018 ein besonders ekelerregendes Aufnahmeritual bekannt:

"Die Zeugen sollten jeweils auf dem Boden vor einem sitzenden Kommandomitglied kniend ein aus einer Tsatsiki-Knoblauch-Chili-Mischung hergestelltes Eis essen, welches ekelerregend schmeckte und das sich zwischen den Oberschenkeln eines der Kommandomitglieder befand (wobei nicht geklärt werden konnte, ob das Eis im Bereich der Knie gehalten (so der zweite Zeuge) oder des Schritts geklemmt (so der Betroffene) war. Der zweite Zeuge übergab sich bei dem Versuch, Eis zu essen."

Quelle: Landtag NRW - Vorlage 16/3154 vom 25. August 2015
Bericht des Ministreiums für Inneres und Kommunales zum tagesordnungspunkt 1 "Vorkommnisse beim Kölner SEK" der Sitzung des Innenausschusses am 27.08.2015
 
Die drei involvierten Beamten erhielten Geldbußen

Dem Bereich Bundeswehr, Studentenverbindungen und Sport werden wir uns in den nächsten Tagen 'widmen'.

Drucken